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Die CVC-Lücke – Warum deine Kreditkarte weniger sicher ist, als du denkst

Veröffentlicht am 08. July 2025 | von oneJanik

Die CVC-Lücke – Warum deine Kreditkarte weniger sicher ist, als du denkst

Stell dir vor, du bestellst online Essen. Du hast deine Kreditkartendaten schon vor einiger Zeit bei dem Lieferdienst gespeichert, um den Bezahlvorgang zu beschleunigen. Beim Checkout wirst du, wie üblich, nach der dreistelligen Prüfziffer (CVC/CVV) auf der Rückseite deiner Karte gefragt. Du tippst aber aus Versehen eine falsche Nummer ein. Was erwartest du? Richtig, eine Fehlermeldung.

Aber was, wenn die Zahlung trotzdem durchgeht? Genau das ist mir neulich bei einem großen Lieferdienst passiert. Und es ist kein Einzelfall. Es ist eine bewusste Entscheidung mancher Händler und Zahlungsdienstleister – eine Entscheidung, die Bequemlichkeit über Sicherheit stellt und eine massive Sicherheitslücke offenbart.

Was ist die CVC-Prüfziffer überhaupt?

Die Card Validation Code (CVC), bei VISA auch CVV genannt, ist diese drei- oder vierstellige Nummer auf deiner Kreditkarte. Sie wurde als Sicherheitsmerkmal eingeführt, um zu beweisen, dass du die physische Karte beim Online-Kauf tatsächlich in der Hand hältst.

Die Logik ist simpel: Bei jeder Transaktion wird die CVC also neu abgefragt und direkt an die Bank zur Überprüfung gesendet. Stimmt sie nicht, wird die Zahlung abgelehnt. So die Theorie.

Die Realität sieht anders aus

Was ich erlebt habe, ist ein Phänomen, das in der Branche als "CVC-optional" oder "No-CVC-Transaction" bekannt ist. Einige Händler entscheiden sich bewusst dafür, die CVC-Prüfung zu überspringen, insbesondere bei Kunden, deren Karte bereits hinterlegt ist.

Warum? Weil sie Angst haben, dich als Kunden zu verlieren. Die Argumentation dahinter ist rein wirtschaftlich: Das Problem dabei: Diese Logik ist brandgefährlich.

Das Risiko: Wenn Bequemlichkeit auf die Realität trifft

Wenn ein Händler auf die CVC-Prüfung verzichtet, bedeutet das im Klartext: Jeder, der Zugriff auf deine gespeicherten Kartendaten hat, kann ohne weitere Verifizierung auf deine Kosten einkaufen.

Wo könnten diese Daten herkommen? Die CVC ist oft die letzte Verteidigungslinie, die zwischen deinen gestohlenen Daten und einer betrügerischen Transaktion steht. Wenn diese Linie bewusst ignoriert wird, steht die Tür für Missbrauch weit offen.

"Aber es gibt doch 3D-Secure!"

Ja, viele Transaktionen werden zusätzlich durch 3D-Secure (z.B. "Verified by Visa" oder "Mastercard Identity Check") abgesichert, bei dem du eine Zahlung per App oder SMS-Code freigeben musst.

Aber: Genau hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Der Händler stuft dich als vertrauenswürdig ein und deaktiviert daraufhin die Sicherheitsmechanismen, die dich vor Betrug schützen sollen, wenn dein "vertrauenswürdiges" Konto von einem Dritten übernommen wird.

Wer trägt die Verantwortung?

Das ist die komplizierte Frage. Aus der Sicht der Zahlungsnetzwerke (Visa, Mastercard) ist die CVC-Prüfung dringend empfohlen, aber technisch nicht immer zwingend erforderlich, um eine Transaktion zu autorisieren.

Besonders bedenklich finde ich das in Deutschland, einem Land, das sonst so viel Wert auf Datenschutz und Sicherheit legt. Es fühlt sich an, als würde hier ein internationaler E-Commerce-Standard angewendet, der nicht zu den hiesigen Sicherheitserwartungen passt.

Was kannst du tun, um dich zu schützen?

Da du dich nicht darauf verlassen kannst, dass Händler immer in deinem besten Interesse handeln, musst du selbst aktiv werden.

Fazit: Ein fauler Kompromiss

Die CVC-Lücke ist ein perfektes Beispiel dafür, wie die digitale Wirtschaft oft funktioniert: Deine Sicherheit wird gegen die Gewinnmarge eines Unternehmens aufgewogen. Und leider verliert die Sicherheit dabei zu oft.

Es ist ein fauler Kompromiss, der auf der Hoffnung basiert, dass "schon nichts passieren wird". Aber in einer Welt voller Datenlecks und Cyberkriminalität ist Hoffnung keine Strategie. Es ist an der Zeit, dass Händler verstehen, dass echtes Kundenvertrauen nicht durch das Weglassen von Sicherheitsabfragen entsteht, sondern durch den Beweis, dass sie die Daten und das Geld ihrer Kunden ernst nehmen. Bis dahin gilt: Sei misstrauisch. Sei vorsichtig. Und speichere deine Kartendaten nicht.

Deine Bequemlichkeit ist ihr Gewinn. Deine Sicherheit ist deine Verantwortung.