Wie man sich im Internet ein bisschen weniger wie ein gläsernes Aquarium fühlt
Wie man sich im Internet ein bisschen weniger wie ein gläsernes Aquarium fühlt
Weißt du noch, wie das früher war? Damals, als man einfach durchs Netz surfen konnte, ohne dass dir bei jedem Klick jemand einen Cookie in die Hand drücken wollte?
Ja, ich auch nicht mehr. Leider. Das Internet hat sich gewandelt – vom wilden Abenteuerspielplatz zur Dauerüberwachungsanlage mit Werbeanlage deluxe. Heute wird jeder Klick analysiert, jede Suchanfrage gespeichert, und sogar die Zeit, die du damit verbringst, dir ein Bild von einer Zahnbürste anzuschauen, landet in irgendeiner Datenbank. Für "personalisierte Werbung" natürlich. Klar.Willkommen im gläsernen Aquarium
Stell dir vor: Du sitzt in einem Aquarium – komplett durchsichtig. Draußen stehen Leute mit Klemmbrettern und starren rein.
„Oh, guck mal, der googelt wieder um drei Uhr nachts nach Katzenbildern.“
„Schon wieder Schuhe? Der Typ muss ja laufen wie Forrest Gump.“
„Interessant, er trinkt Kaffee immer um 8:37. Notieren!“
Unangenehm, oder? Genau das passiert. Tag für Tag. Und oft, ohne dass es jemand überhaupt merkt.
Diese Daten werden nicht nur gesammelt, sondern auch hübsch miteinander verknüpft. Suchverläufe, Standorte, Käufe, Vorlieben – alles ergibt ein ziemlich präzises Profil. Und dieses Profil wird dann verkauft, vermarktet, ausgewertet. Für Werbung, Preisgestaltung oder sogar politische Einflussnahme. Aber keine Panik: Ganz machtlos bist du nicht.Tools, Tricks & Tarnung – deine Privatsphäre-Werkzeugkiste
1. Sag einfach mal Nein
Du musst nicht alles rausgeben. Wirklich nicht. Will die komische Quiz-Seite dein Geburtsdatum? Lass sie raten. Muss der Shop wissen, wo du zur Schule gegangen bist? Wohl kaum.
Fang klein an:- Falsche Daten bei unwichtigen Seiten
- Temporäre E-Mail-Adressen (z. B. 10minutemail.com)
- Verschiedene Mail-Adressen für unterschiedliche Zwecke
🐻 Erklärbär Janik™ erklärt: Temporäre E-Mails
Das sind Einweg-Mailadressen, die nach ein paar Minuten automatisch verschwinden. Perfekt für einmalige Anmeldungen bei shady Seiten. Niemand will wegen einem Newsletter 3 Jahre Spam kriegen.
2. Tschüss, Paywall & Cookie-Terror
Schon mal auf einen Artikel geklickt und sofort mit einem „ABO JETZT!“ oder „UNSERE COOKIES, BITTE!“ begrüßt worden?
Abhilfe schaffen:- 12ft.io – nimmt vielen Paywalls den Wind aus den Segeln
- archive.ph – speichert Webseiten ohne Bannerchaos
🐻 Erklärbär Janik™ fragt: Legal oder nicht?
Die Nutzung dieser Dienste ist in einer Grauzone. Du speicherst ja keine kostenpflichtigen Inhalte dauerhaft, sondern liest nur das, was kurz vorher öffentlich zugänglich war. Aber: Finger weg bei Abo-Artikeln mit Login – da hört der Spaß auf.
3. VPN & TOR – die digitale Tarnkappe
Willst du's ernster angehen? Dann hol dir ein VPN wie Mullvad oder ProtonVPN. Damit surfst du über einen fremden Server – deine echte IP bleibt verborgen.
Noch mehr Anonymität? Der TOR-Browser bringt’s auf die nächste Stufe. Das Ding schickt deine Daten über mehrere Knotenpunkte im Netz – wie eine Zwiebel mit vielen Schichten. Langsamer, aber sicher. Kombinationstipp: VPN + TOR = doppelt abgeschirmt.🐻 Erklärbär Janik™ erklärt: Was ist eine IP-Adresse?
Deine IP ist sowas wie deine Adresse im Internet. Damit weiß jede Seite ungefähr, wo du bist – und manchmal sogar mehr. Mit VPN & Tor sagst du quasi: "Nope, ich wohne nicht hier."
4. Adblocker an, Welt aus
uBlock Origin ist Pflicht. Nicht nur gegen Werbung, sondern auch gegen Tracker, Pop-ups und nervige Skripte. Funktioniert zuverlässig – sogar bei YouTube.
🐻 Erklärbär Janik™ räumt auf: Adblock ≠ Adblock
Viele denken, „Adblock Plus“ ist der Standard. Nope. uBlock Origin ist schlanker, schneller und nicht Teil des „wir lassen manche Werbung durch“-Clubs. Ehrlich ist besser.
5. Der richtige Browser macht den Unterschied
Google Chrome ist bequem – und gierig. Versuch’s lieber mit:
- Brave: Blockt standardmäßig Werbung & Tracker, bringt sogar einen eingebauten Tor-Modus mit.
- Firefox: Open Source, regelmäßig aktualisiert, super konfigurierbar.
🐻 Erklärbär Janik™ sagt: Open Source = Vertrauenssache
Wenn der Quellcode öffentlich einsehbar ist, können Experten nachschauen, ob da irgendwas faul ist. Bei Chrome? Da musst du Google glauben. Hahaha. Nein.
6. Such mal was anderes
Google weiß alles – du musst ihm nicht auch noch deine Seele geben. Alternativen:
- Startpage: Holt Google-Ergebnisse, aber ohne Tracking.
- DuckDuckGo: Eigene Suchmaschine, speichert nichts, kennt keine Nutzerprofile.
🐻 Erklärbär Janik™ murmelt: Suchmaschinen sind wie Barkeeper
Einige quatschen alles aus, was du bestellst. Andere behalten’s für sich. Rat mal, welche du öfter besuchen solltest?
7. Noch ein paar Extras
Wenn du richtig aufrüsten willst:
- Cookie AutoDelete: Löscht Cookies, wenn du eine Seite verlässt
- Privacy Badger: Blockt Tracker automatisch
- NoScript: Blockiert verdächtiges JavaScript (nur was für Fortgeschrittene)
- Passwortmanager: z. B. Bitwarden oder KeePassXC – besser als überall das gleiche Passwort
- 2FA: Zwei-Faktor-Authentifizierung schützt dich zusätzlich – mach’s einfach.
🐻 Erklärbär Janik™ brüllt: Passwort = Schutzschild
Du benutzt noch "123456" oder "Passwort"? Ernsthaft? Dann hast du wahrscheinlich auch den Wohnungsschlüssel unter die Fußmatte gelegt. Passwortmanager helfen – und nein, das ist nicht kompliziert.
Und warum der ganze Aufwand?
Ganz ehrlich? Weil du die Kontrolle über deine Daten zurückgewinnen solltest. Nicht alles muss gespeichert, analysiert oder verkauft werden. Du entscheidest, was du teilen willst. Nicht Google, nicht Facebook – du.
Denk dran:Das Internet war mal ein Ort zum Gedankenaustausch.
Heute ist es oft ein Ort zum Datenaustausch.
Muss aber nicht so bleiben.
Diese Seite? Kein Tracking. Kein Bullshit.
Kein JavaScript-Zirkus. Keine Cookies. Kein Google-Font-Gedöns.
Einfach Text. Wie früher. Ich will nicht wissen, wie lange du hier warst, ob du auf einen Button geklickt hast oder ob du gerade in Unterhose auf dem Sofa sitzt (was übrigens völlig okay wäre).Minimalismus ist kein Rückschritt. Es ist ein Statement.